Wenig Bühne, große Wirkung

Alle drei J2-Kurse samt ihrer Deutschlehrerinnen kamen in den Genuss einer Faust-Aufführung im Schulhaus. Aufgeführt wurde das Stück durch die Theaterorganisation „Mobile Spiele“ aus Karlsruhe.

„Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“ - Auch dieses berühmte Faustzitat wurde von der Schauspielerin geäußert, während sie in ihrer Rolle als Dr. Faustus über eine grün bemalte Holzplatte lief. Unterschiedlich bemalte Holzplatten dienten als Wiesen, Zimmerwände oder Straßen. Es wurde gedreht, geschoben und auch mal fallengelassen. Niemals jedoch vermisste man ein aufwendiges Bühnenbild, da die Schauspieler*innen den stetigen Umbau gekonnt in ihr Spiel einbanden.
Als „facettenreich“ und „intensiv“ bezeichneten Schülerinnen und Schüler die Inszenierung, was insofern für die Qualität des Schauspiels spricht, da die gesamte Aufführung durch nur einen Schauspieler und eine Schauspielerin bestritten wird, die in einem stetigen Rollenwechsel agieren. So wird Mephistos Teufelsumhang durch zwei Sicherheitsnadeln schnell zu einem Kleid für Gretchen und andersherum.
Auch das ein oder andere moderne Requisit fand seinen Weg in die Augen des Publikums. Gretchens innere Verzweiflung brachte sie in Videogesprächen oder Whatsapp-Audionachrichten zum Ausdruck und Faust verlor sich auch mal in seiner Virtual Reality-Welt.
Trotz ernster Thematik gelang es den Schauspieler*innen auch, dem Publikum den ein oder anderen Lacher zu entlocken. Darüber hinaus wurde man als Zuschauer*in auch mal durch laute Musikeinlagen erschreckt oder mit Blicken oder Worten angesprochen. Abschalten – Fehlanzeige!

Der Einsatz verschiedener Handpuppen, um fehlende Figurendarstellungen zu ersetzen, überzeugte hierbei ebenso, wie die höchst amüsierende Darstellung Wagners als grenzdebilen Gehilfen Fausts. Den beiden Darsteller*innen gelang hierbei ein gekonnter Mix aus moderner und konservativer Werkinterpretation, was auch den Schülerinnen und Schülern auffiel, die sich begeistert über die Aktualitätsbezüge und die Vielfältigkeit der Inszenierung äußerten.
Den Abschluss bildete ein persönliches Gespräch, in dem Fragen des Publikums beantwortet wurden. Die Schüler*innen stellten hierbei vor allem Fragen zum Schauspielberuf und zur Vorbereitung eines Theaterstücks.


Wer immer dachte, man bräuchte ein aufwendiges Bühnenbild und viele Schauspielerinnen und Schauspieler, um ein Werk gekonnt zu inszenieren, wurde an diesem Tag eines Besseren belehrt.